Querschnittlähmung

Rückenmarkverletzung mit schwerwiegenden Folgen

Autor: Alexander Will
aktualisiert: 09. Februar 2024
veröffentlicht: 05. Dezember 2019
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MRT der Brustwirbelsäule bei Querschnittlähmung

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Einleitung

Eine Querschnittlähmung (laut Duden auch Querschnittslähmung) ist eine Verletzung des Rückenmarks, welche zu eingeschränkten Funktionen oder dem vollständigen Verlust von Funktionen bestimmter Körperbereiche führt. Weltweit sind ca. 2,7 Millionen und deutschlandweit ca. 16.000 Menschen von einer Querschnittlähmung betroffen. Die Ursachen, Folgen und Formen einer Querschnittlähmung sind vielfältig und werden im Folgenden näher erläutert. Die Rehabilitationsmöglichkeiten, Therapiemöglichkeiten und Hilfsmittel für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, beispielsweise in Folge eines Querschnitts, bieten Betroffenen sehr viele Möglichkeiten am öffentlichen Leben teilzunehmen sowie einen barrierefreien Lifestyle trotz Handicap zu führen.

Beitragsübersicht

Was sind die
Ursachen einer Querschnittlähmung?

Eine Querschnittlähmung entsteht, wenn das Rückenmark oder Teile des Rückenmarks stark geschädigt wurden. Das Rückenmark eines Menschen befindet sich im Wirbelkanal der Wirbelsäule und ist ähnlich wie auch das Gehirn ein wichtiger Teil des Zentralnervensystems. Die wichtigste Funktion des Rückenmarks ist der Transport von elektrischen Impulsen zwischen den verschiedenen Regionen des Körpers und dem Gehirn. Sensorische Signale wie beispielsweise Schmerz, Temperatur oder auch Berührungen werden über das Rückenmark zwischen Körper und Gehirn übermittelt. Weiterhin werden die Funktionen der inneren Organe, wie das Herz-Kreislauf-System, die Verdauungsorgane oder die Weite der Blutgefäße über spezielle Nervenstränge im Rückenmark gesteuert. Kurz gesagt, das Rückenmark ist die Schnittstelle zwischen Körper und Gehirn und umgekehrt. Sobald diese Schnittstelle defekt oder instabil ist, wie bei einer Querschnittlähmung, werden die elektrischen Signale nicht mehr korrekt an das Gehirn bzw. vom Gehirn an den Körper weitergeleitet.

Folgende Ursachen können zu Querschnittlähmungen führen:

Traumatische Ursachen

Unter traumatischen Ursachen werden alle Verletzungen des Rückenmarks einer Person „von außen“ zusammengefasst. Dazu gehören unter anderem Unfälle im Straßenverkehr, Berufsunfälle, Sportunfälle oder Unfälle zu Hause. Eine Querschnittlähmung entsteht bei diesen Unfällen, wenn
  • eine lineare Fraktur, also ein gerader Bruch, zur Verschiebung von bspw. Wirbelkörpern führt und dadurch das Rückenmark verletzt;
  • eine Kompressionsfraktur, somit ein Bruch durch eine Stauchung, zu einem Zusammendrücken der Wirbelkörper führt und dadurch eine starke Verletzung hervorgerufen wird;
  • sich durch eine Trümmerfraktur, was ein Mehrfachbruch des Knochens in mindestens 6 Einzelteile impliziert, Knochenteilen in das Rückenmark verschieben und dort für eine Verletzung dessen hervorrufen.
In den vergangenen Jahren haben diese Ursachen für Querschnittlähmung mehr und mehr abgenommen. Trotz allem ist die Anzahl der Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland mit ca. 1.500 Fällen fast konstant geblieben.

Nicht-traumatische Ursachen

Angeborene Ursachen

Darüber hinaus gibt es angeborene Querschnittlähmungen. Bei diesen liegt in der Regel eine Fehlbildung vor, welche je nach Schweregrad zu einer Schädigung des Rückenmarks und damit einer Querschnittlähmung führen kann. Diese Fehlbildung nennt man Spina bifida.

Etwa die Hälfte aller Querschnittlähmungen entstehen durch andere Erkrankungen, nicht-traumatische Ursachen. Dazu gehören beispielsweise Tumore (am häufigsten Tochtergeschwülste bei Krebserkrankungen), Infektionen oder Durchblutungsstörungen des Rückenmarks. Betroffen sind vorwiegend ältere Menschen. Eine weitere mögliche Ursache ist eine Multiple Sklerose (MS). Mehr zum Thema findest Du in der Themenwelt unter Multiple Sklerose.

Welche Formen und Folgen der
Querschnittlähmung gibt es?

Die Formen und Folgen einer Querschnittlähmung hängen von der Schwere der Verletzung und der Höhe dieser entlang der Wirbelsäule ab. Die Schwere der Verletzung gibt Aufschluss über eine komplette oder inkomplette Querschnittlähmung und somit auch über einen vollständigen oder teilweisen Ausfall von Körperfunktionen.

Komplette Querschnittlähmung

Bei einem kompletten Querschnitt sind alle Nerven an der betroffenen Stelle des Rückenmarks geschädigt. Dadurch ist die Kommunikation zwischen Körper und Gehirn an dieser Stelle unterbrochen. Es können somit weder Informationen aus dem Bereich unterhalb des Querschnitts empfangen noch an das Gehirn zurückgegeben werden. Die Folge dessen ist immer eine vollständige Lähmung bspw. von Armen oder Beinen. Man nennt einen kompletten Querschnitt aus diesem Grund auch Plegie, was komplette Lähmung bedeutet.

Inkomplette Querschnittlähmung

Bei einem inkompletten Querschnitt ist nur ein Teil der Nervenfasern geschädigt. Somit ist die Kommunikation zwischen Körper und Gehirn nur teilweise eingeschränkt. In einem solchen Fall hat der Betroffene oftmals Restfunktionen bspw. Wärmeempfinden, auch wenn mitunter das Körperteil nicht mehr beweglich ist. Teilweise bestehen aber auch Restbeweglichkeiten, jeweils in Abhängigkeit von dem Ausmaß der Verletzung der Nervenfasern. Aus diesem Grund nennt man einen inkompletten Querschnitt auch Parese, was unvollständige bzw. leichte Lähmung bedeutet.

Welche Formen und Folgen hat die Höhe der Verletzung?​

Neben der Schwere der Verletzung gibt auch die Höhe der Verletzung Aufschluss über das Ausmaß der daraus resultierenden Einschränkungen. Die Wirbelsäule besteht aus mehreren Wirbelkörpern, zwischen welchen sich jeweils eine Bandscheibe befindet. Innerhalb der Wirbelkörper verläuft das Rückenmark in welchem wiederum die Nervenbahnen verlaufen.

Den unteren Teil der Wirbelsäule nennt man Lendenwirbelsäule. Die Lendenwirbelsäule besteht aus 5 Wirbelkörpern: L1, L2, L3, L4 und L5 von oben nach unten. Insofern in diesem Bereich der Wirbelsäule ein Querschnitt auftritt, sind alle Bereiche des Körpers eingeschränkt, welche von dort aus gesteuert werden. Dazu gehört der Dickdarm, die Beine, die Blase und der Unterleib. Somit kann eine Verletzung im Lendenwirbelbereich zu einer Lähmung in den Beinen führen.

Oberhalb der Lendenwirbelsäule befindet sich die Brustwirbelsäule mit den Wirbelkörpern Th1-Th12 (von oben nach unten). Ein Querschnitt in diesem Bereich kann zu Einschränkungen aller Organe, dem Dünndarm, der Unterarme und der Finger führen. Darüber befindet sich die Halswirbelsäule mit den Wirbelkörpern C1-C6 (von oben nach unten). Verletzungen in diesem Bereich der Wirbelsäule können zu Einschränkungen der Schulter, dem Hals-Nasen-Ohren-Bereich und im Gehirn führen.

Darüber befindet sich die Halswirbelsäule mit den Wirbelkörpern C1-C6 (von oben nach unten). Verletzungen in diesem Bereich der Wirbelsäule können zu Einschränkungen der Schulter, dem Hals-Nasen-Ohren-Bereich und im Gehirn führen.

Welche Ausprägungen
der Querschnittlähmung gibt es?

Die Kombination aus der Schwere und der Höhe des Querschnitts führt zu unterschiedlichen Ausprägungen. Diese Ausprägungen orientieren sich immer daran ob Körperfunktionen komplett oder teilweise eingeschränkt sind und welche Körperbereiche betroffen sind.

  • Paraparese bedeutet eine unvollständige Lähmung beider Beine.
  • Als Paraplegie wird eine vollständige Lähmung beider Beine bezeichnet.
  • Eine Tetraparese ist eine unvollständige Lähmung aller vier Gliedmaßen (Arme und Beine).
  • Die Tetraplegie ist eine vollständige Lähmung aller vier Gliedmaßen (Arme und Beine).

Zusammenfassung und Fazit

Im Gesamten betrachtet ist eine Querschnittslähmung eine körperliche Einschränkung, die sich durch Lähmungen äußert. Diese Lähmungen entstehen, weil es eine Schädigung im Rückenmark gibt. Diese Schädigung kann viele Ursachen haben und ist meist irreversibel. Moderne Methoden zum Ausgleich der Nachteile und zur Rehabilitation ermöglichen einen selbstbestimmten Lifestyle.

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