Multiple Sklerose (MS)

Krankheit mit vielen Gesichtern

Autor: Alexander Will
aktualisiert: 09. Februar 2024
veröffentlicht: 01. August 2019
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Stillisiertes Bild von diversen Nervenzellen und ihren Nervenbahnen bei der Weiterleitung von Impulsen und Signalen

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Einleitung

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems. Allein in Deutschland sind rund 200.000 Menschen von MS betroffen. Allerdings lässt die Krankheit noch viele Fragen offen, da die Symptome, der Verlauf und Therapie individuell verlaufen.

Beitragsübersicht

Was ist Multiple Sklerose (MS)?

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine Krankheit, welche die Nervenfasern im zentralen Nervensystem schädigt. Multiple Sklerose (MS) zählt zu den so genannten Autoimmunkrankheiten, da sich auch bei dieser Krankheit das eigene Immunsystem gegen den eigenen Körper wendet. Bei einer Multiple Sklerose können das gesamte Gehirn und das Rückenmark betroffen sein, weil die Nerven im Fall einer MS-Erkrankung nicht nur an einer einzelnen Stelle geschädigt werden, sondern sich sehr weit in den Gehirn- und Rückenmark-Bereichen verstreuen können. Somit entzünden sich Nervenstrukturen und lösen meistens unterschiedliche Beschwerden aus, wie zum Beispiel zu Seh- und Gefühlsstörungen, Schmerzen oder Lähmungen. Wenn mehrere dieser Entzündungen brisant zusammenkommen sprechen die Mediziner von einem Schub. Bei einem MS-Schub, beispielsweise bei Sehstörungen, können sich die Symptome über mehrere Stunden oder Tage entwickeln und dann plötzlich verschwinden. Doch trotz Abklingen der Symptome bleiben meistens Vernarbungen an den Nervenfasern der Patienten zurück, die man Sklerosen oder Läsionen nennt.

Was sind die Ursachen
von Multipler Sklerose (MS)?

Die Ursachen von Multipler Sklerose (MS) sind mindestens genauso rätselhaft, wie die Erkrankung selbst. Vor allem weil erst mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, um eine MS auszulösen, ist es sowohl für Wissenschaftler als auch für Mediziner schwierig die Ursachen universell zu definieren. Aus dem Grund sprechen Mediziner im Fall einer MS-Erkrankung von einem „multifaktoriellen“ Geschehen.

Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Multiple Sklerose (MS) auf eine Fehlreaktion des körpereigenen Immunsystems, sprich einer Autoimmunerkrankung beruht. Bei einer Autoimmunerkrankung richten sich die Abwehrzellen des Körpers, die gewöhnlich Eindringlinge wie Viren oder Bakterien unschädlich machen, gegen körpereigene Strukturen. Im Fall der Multiplen Sklerose (MS) bewirken sie, dass weiße Blutkörperchen (Leukozyten) das Nervengewebe angreifen und Entzündungen auslösen. Weiterhin werden die Hüllen der Nervenfasern (Myelinscheiden) zerstört, was als Entmarkung oder Demyelinisierung bezeichnet wird.

Zusätzlich werden noch andere Faktoren diskutiert, die zu einer MS-Erkrankung führen können. Beispielsweise gehen einige Experten davon aus, dass

  • Umweltfaktoren, wie virale Infektionen im Kindesalter wie Masern, Herpes oder Epstein-Barr-Viren
  • Rauchen
  • Vitamin-D-Mangel
  • oder auch ungesunde Ernährung

als Ursachen einer Multiple Sklerose (MS) dienen können.

Andere hingegen schließen auch die genetischen Komponenten nicht aus, wobei die Multiple Sklerose (MS) nicht als klassische Erbkrankheit dargestellt wird, weil die Krankheit selbst nicht vererbbar ist. Hierbei geht es eher um eine Art genetische Neigung um an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken. Eltern und Kinder eines MS-Erkrankten haben immerhin noch ein doppelt- bis dreifach höheres Risiko für Multiple Sklerose (MS). Das Risiko sinkt, je weniger man mit einem Erkrankten verwandt ist. Jedoch ist von einer direkten Vererbung einer Multiplen Sklerose (MS) also keine Rede.

Welche Symptome hat
Multiple Sklerose (MS)?

Die Multiple Sklerose (MS) wird als „die Krankheit mit den vielen Gesichtern“ bezeichnet, weil sie fast jedes neurologische Symptom auslösen kann. Somit unterscheidet sich die Krankheitsgeschichte von Patient zu Patient enorm. Multiple Sklerose (MS) kann zum Beispiel Muskelschwäche oder Lähmungen, eine Minderung der Sehschärfe, eine krampfhafte Erhöhung der Muskelspannung, sowie Gefühlsstörungen oder Missempfindungen hervorrufen. Da die Entzündungen während einer Multiplen Sklerose (MS) jedoch individuell unterschiedliche Stellen des Zentralen Nervensystems angreifen können, gibt es weder ein typisches Symptom noch einen typischen Verlauf.

Trotz alledem gibt es einige Symptome, die bei fast allen MS-Patienten, zu den unterschiedlichen Zeiten und Nachwirkungen vorkommen:

  • Häufig kommt es als Erstsymptom der Multiplen Sklerose zu Empfindungsstörungen an Armen oder Beinen
  • Sehstörungen sind das zweithäufigste Symptom, welches insbesondere bei jungen Patienten auftritt, wenn sich die Krankheit erstmals zeigt
  • Am Dritthäufigsten kommt es zu Beginn der Erkrankung zu Störungen der Muskelfunktion, welche sich als Kraftlosigkeit, Lähmungen oder erhöhte Muskelsteifigkeit zeigen können.

Weiterhin können folgende Symptome im Laufe einer Multiplen Sklerose (MS) auftreten:

  • Koordinations– und Gleichgewichtsstörungen
  • Blasen- und Darmfunktionssstörungen
  • Sprechstörungen (undeutliche, verwaschene Sprache)
  • Gangstörungen (aufgrund einer krampfhaften Erhöhung der Muskelspannung)
  • Kraftlosigkeit und Gefühlsstörungen (insbesondere der Beine, Unsicherheiten beim Gehen und Stehen)
  • Sexuelle Störungen
  • Psychische Störungen
  • Fatigue (abnorme Müdigkeit)

Wie wird Multiple Sklerose (MS)
diagnostiziert?

Bei einer solch vielseitigen Krankheit wie Multiple Sklerose (MS) können die Anfangsbeschwerden auch anderen Krankheiten entsprechen. Aus diesem Grund ist es selbst für erfahrenene Mediziner schwierig, die ersten Krankheitsanzeichen bereits im Frühstadium als Multiple Sklerose (MS) zu diagnostizieren. Deshalb ist bei Verdacht von Multiple Sklerose (MS) eine gesicherte Diagnose, die auf einer umfassenden Anamnese, sprich einer möglichst detaillierten Erfassung der bisherigen Krankheitsgeschichte, ein wichtiger erster Schritt. Anschließend werden mehrere Untersuchungen durchgeführt, die meistens mit folgenden Methoden durchgeführt werden:

  • Neurologische Untersuchungen (Prüfung der Reflexe, der Schmerzempfindung sowie der Muskelkraft und -koordination)
  • Messung der Nervenleitfähigkeit und -geschwindigkeit
  • Magnetresonanztomografie (MRT), Kernspinresonanz-Tomografie von Gehirn und Rückenmark
  • Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit, des Nervenwassers durch Lumbalpunktion, zur Suche nach oligoklonalen Banden

Die Ergebnisse der oben genannten Untersuchungen werden dann von den Ärzten wie die Teile eines Puzzles zusammengeführt und helfen dabei eine exakte Diagnose zu stellen. Dennoch kann es manchmal Wochen, Monate, zuweilen sogar Jahre dauern, bis die Diagnose eindeutig feststeht.

Wie ist der Verlauf von
Multiple Sklerose (MS)?

Anders als man denkt mag, kommt es tatsächlich nur in den wenigsten Fällen, um genau zu sein lediglich unter 5 Prozent, zu einer sehr schweren, dauerhaft bleibenden Behinderung. Man geht davon aus, dass wenn der Verlauf der Multiplen Sklerose (MS) über fünf bis zehn Jahre mehr oder weniger stabil verläuft, die Wahrscheinlichkeit sogar sehr hoch ist einen weitaus milderen Verlauf der Krankheit zu erleben.

Ganz gleich wie schwer eine MS-Diagnose auch ist, nicht jede Erkrankung endet damit, dass der Betroffene fast bewegungsunfähig im Rollstuhl sitzen muss. Bereits zu Beginn einer Multiple Sklerose (MS) heilen die meisten Entzündungen wieder ab, sodass sich auch die Symptome zurückbilden.

Wie verläuft die Therapie
für Menschen mit Multipler Sklerose (MS)?

Derzeit ist eine ursächliche Therapie der Multiplen Sklerose (MS) noch nicht bekannt und somit nicht möglich. Aus dem Grunde ist es der Ansatz der derzeitigen MS-Therapie die Entzündungs­reaktionen zu reduzieren, die funktionellen Einschränkungen zu stabilisieren und die Begleitsymptome zu bessern. Neurologen unterscheiden bei einer Therapie der Multiple Sklerose zwischen zwei Therapiesäulen: die Schubtherapie und die vorbeugende immunprophylaktische Therapie. Die Schubtherapie widmet sich akuten Schüben und behandelt diese. Die immunprophylaktische Therapie hingegen soll sowohl die Anzahl als auch die Schwere von Schüben reduzieren. Ziel dieser Therapie ist es eine mögliche spätere Behinderung zu verhindern bzw. zu verzögern. Aus diesem Grund wird diese Art der Therapie heutzutage auch möglichst früh begonnen.

Zusätzlich gibt es noch die symptomatische Therapie, die dazu dient MS-Symptome zu lindern und möglichen Komplikationen vorzubeugen. Diese Therapie wird meist in Kombination mit der oben genannten immunprophylaktische Therapie angewendet, weil somit die positiven Ergebnisse gesteigert werden können. Dabei können und müssen diese Therapien für und mit dem Patienten individuell, unter anderem in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht, Lebenssituation und Lebensplanung, sowie Begleiterkrankungen und der gegenwärtigen Krankheitssituation angepasst werden.

Die Symptome von Multipler Sklerose (MS) können neben medikamentösen auch durch viele lternative Therapien behandelt werden, wie beispielsweise Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Psychotherapie, neuropsychologische Therapie.

Zusammenfassung und Fazit

Kurz zusammengefasst: die Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die nicht heilbar ist. Sie ist auch als die Krankheit der 1000 Gesichter bekannt, weil jeder MS-Erkrankte einen eigenen Verlauf zeigt und somit kein allgemeiner Phänotyp bestimmt werden kann. Multiple Sklerose (MS) verläuft in Schüben. Die Behandlungsmöglichkeiten sind beschränkt aber bei richtiger Kombination effektiv.

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Multiple Sklerose – Therapie und Behandlung

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